In dieser Idylle war der "kalte Krieg":
So klein die Anlage auch ist, hatte sie bis zur außer Dienst Stellung im Jahre 1999 eine bedeutende Rolle für den Polizeifunk in Nordrhein Westfalen gehabt. Von dort aus wurde der gesamte Kurzwellenfunk der Landespolizei NRW gesendet. Interessant ist auch der direkte nachrichtentechnische Zusammenhang der Polizeifunksendestelle mit dem Ausweichsitz der Landesregierung NRW in Urft. Aber nicht nur nachrichtentechnisch, sondern auch wartungstechnisch, sowie finanziell war die Sendestelle an den Ausweichsitz angedockt. Ich splitte das jetzt mal etwas verständlicher auf. Der Urfter Regierungsbunker liegt in einem relativ gut geschlossem Tal, keine 10 km von Krekel entfernt, über diesen eine Druckwelle eines Nuklearschlages wahrscheinlich hinweggefegt, oder abgeschwächt spürbar gewesen wäre. Diese Tallage hatte wiederum den Nachteil, daß man sendetechnisch nicht oder nur schwerlich aus dem Loch raus kam. So bestand einmal eine Verbindung über drei Erdkabel in Ausführung von Vakuumkabeln und einmal über den oberhalb des Waldsportplatzes gelegenen Sendemast per Richtfunk. Wem da jetzt parallel Gedanken zur Beziehung Dienstelle Marienthal und Kirspenich/Arloff (THW 3) kommen, der liegt da ganz richtig, denn was Kispenich für Marienthal, war Krekel das Sprachrohr für Urft. Wartungstechnisch wurde Krekel mit von dem Bunkerwart aus Urft betreut. Komme ich jetzt zur finanziellen Seite. Vor kurzem hatte ich die Möglichkeit Orginalunterlagen über die Polizeifunksendestelle einzusehen. Neben Bau- und Kabelplänen fanden sich Genehmigungsschreiben der Oberfinanzdirektion Köln über die Mittel, welche für die "bautechnische Unterhaltung"....."Betrf.: Warnamt Eifel und Polizeifunksendestelle Kall-Krekel" genehmigt wurden. Da wird zum Beispiel für das Jahr 1978 allein dafür ein Betrag von DM 134.800,00 bewilligt. Wieviel davon im einzelnen nach Krekel flossen, war nicht zu entnehmen. Übrigens der Begriff "Warnamt Eifel" ist der Tarnname für die Befehlsstelle Urft.
Betonturm mit Richtfunk
Standort der Sendestelle in Krekel ist der höchste Punkt in der Nordeifel. Ferner handelt es sich bei dem Gelände um ein Höhenfeuchtgebiet, welches für den Kurzwellenfunk unwahrscheinlich wichtig und von Vorteil ist. Kurze Erklärung dazu: Die Sendeantennen geben die Strahlen nicht in die Luft ab, sondern senden diese auf den Boden auf dem Gelände. Von dort aus werden die Wellen reflektiert und gehen dann in die Atmosphäre weltweit wenn es sein muß auf Reisen. Je feuchter der Boden, desto besser die Reflektion.
Auf dem Gelände befinden sich mehrere Gebäudeteile, welche in verschiedenen Bauabschnitten von 1965 bis 1970 errichtet wurden. 1965 wurde das Wohn- und Dienstgebäude für den Sendestellenleiter mit unterirdischem ABC-Schutzbau errichtet. Zeitgleich entstand auch der weithin sichtbare Betonturm für die Richtfunkstrecken. 1968 kam ein sogenanntes Gästehaus hinzu. Und an diesem Punkt stoßen wir wieder an die Grenzen des Nachvollziehbaren. Wenn man sich länger mit der Thematik "Relikte des kalten Krieges" beschäftigt, stößt man immer wieder auf Unerklärbares. Im Falle Krekel ist es das Gästehaus. Dieses wurde auf Wunsch des damaligen Sendestellenleiters gebaut. Dieser wohnte mit seiner Familie in dem Hauptgebäude und wollte in Urlaub fahren. Um den Sendebetrieb zu gewährleisten mußte eine Urlaubsvertretung her. Für die damalige Zeit war es unzumutbar, daß die Urlaubsvertretung die Wohnräume des Sendestellenleiters nutzte und so wurde eigens für die Urlaubsvertretung das Gästehaus gebaut. Als letztes wurde der Garagentrakt 1970 errichtet. Eine besondere Rolle kommt einem auf dem Gelände befindlichen Westwallbunker zu. An der Jahreszahl auf der Bunkerdecke kann man ersehen, daß dieser 1940 erbaut wurde. Vermutlich handelt es sich dabei um einen Regelbau 32, einen ehem. Sanitätsunterstand. Aber das ist noch genau in Klärung. Dieser Bunker wurde für die Wasserbevoratung und Versorgung der Sendestelle umgebaut und auch heute noch für diesen Zweck genutzt.
Das Herzstück der Anlage ist der sogenannte Atombunker. Ich nenne ihn mal "Atombunker light". Mit einer Größe von gerade mal 88 qm eigentlich recht schnuckelig aber mit allem augestattet, was ein Bunker so braucht, Diesen Bunker konnte man auf zwei Wegen erreichen. Einmal durch den Keller der Sendestellenleiterwohnung, damit dieser trockenen Fußes dort hin kam und einen Treppenzugang draußen auf dem Gelände, um Lasten, wie Sendeanlagen in den Bunker zu transportieren. Beide Zugänge enden vor der äußeren Schleusentür. Alle Türen werden, anders als in Urft ausschließlich per Hand bedient. Von der Schleuse aus hat man nun zwei Möglichkeiten, einmal rechts durch den Haustechnikraum mit Notstromaggregat, Klimaanlage und Lüftungstechnik oder links durch den Dekontaminationsbereich und vorbei am WC. Beide Wege führen in den Hauptraum, der die eigentliche Sendetechnik beherbergte und wo auch die Vakuumkabel aus Urft endeten. Dort unten wurden sieben Sender betrieben, alle von der Firma Rhode & Schwarz. Folgende Richfunkstrecken bestanden: Krekel-Landespolizei Düsseldorf - Tannenstr.; Krekel-Kirspenich, Krekel-Bonn (BMI). An den Hauptraum gliederten sich zwei kleinere Räume, von dem einer der Fernschreibraum war. Ferner waren zwei Schlafmöglichkeiten eingerichtet aber 6000 Liter Dieselvorrat reichen auch für nicht all zu lange Zeit. Die Sendestelle war bis 1994 rund um die Uhr besetzt, dann stellte man auf Automatikbetrieb um und versuchte die Sender von Düsseldorf Tannenstr. aus fern zu steueren. Urft war zu diesem Zeitpunkt schon aufgegeben. Das mit dem Fernsteuern funktionierte aber nur kläglich, so daß immer wieder Leute nach Krekel abgestellt wurden und man den bereits pensionierten letzten Sendestellenleiter auf dem Gelände weiter wohnen ließ, damit er immer noch manuell eingreifen konnte
Logo der ehm. RAF
Recht unbeliebt waren die alle zwei Jahre stattfindenden Fallex/Wintex/Cimex-Übungen. Zu den Übungen kamen auch höhere Düsseldorfer Ministeriale, die von Krekel aus in den Urfter Bunker einrückten, aber nie dort nächtigten. Und es wurde lästig für die Familienmitglieder der Sendestellenleiter, denn die Zufahrt zu der Sendestelle wurde in dieser Zeit duch einen rund um die Uhr besetzten Polizeiposten abgesperrt, der auch die Angehörigen kontrollierte. Am meisten Angst hatte man vor Anschlägen. In einem Schreiben von 1988 stufte man die Sendestelle bezüglich der Gefahr von RAF-Anschlägen als "Hoch" ein. Eine Standleitung zur Polizei Schleiden und die Nachrüstung eines Scheinwerfers mit Sirene auf dem Sendeturm, sollte die Sicherheit erhöhen.
Im Jahre 2001 wurde die Sendestelle an Vodafone verkauft, die den Betonturm für den Mobilfunk weiter nutzen. Und sogar die Polizei beabsichtigt wieder mit einem Sender zurückzukommen. Die Containerfundamente für den digitalen Polizeifunk sind schon gegossen. Ansonsten hat Vodafone das Gelände auf 30 Jahre verpachtet. Der jetzige Pächter betreibt im Bunker wieder historische Sendeanlagen für einige Radiosender. Und sogar ein orginaler Sender von Rhode & Schwarz ist in den Bunker zurückgekehrt und dient als Verstärker für den Kurzwellensender von Radio 700 auf der alten Frequenz vom ehem. RIAS Berlin auf 6005 kHz.
Meinen besonderen Dank möchte ich Herrn Burkhard Baumgartner/ Krekel und Familie Weber/ Mamargen aussprechen, ohne deren Hilfe dieser Bericht nicht möglich gewesen wäre.
Zur Fotogallerie geht es HIER.
Zum aktuellen Kurzwellenprogramm von Radio 700, ausgestrahlt von Krekel geht es HIER.